Hallo VergangenheitAn der Schwelle vom zweiten zum dritten Jahrtausend streben die Länder und Völker Europas danach, aus ihrer nationalen Vergangenheit zu neuer kontinentaler Einheit zu finden. Europa wächst zusammen. Eine neue europäische Identität ist im Entstehen - ohne die nationalen Identitäten zu verdrängen. In vielen Regionen Europas sind Bewegungen zur Erinnerung an Vergangenes zu beobachten. Das Wissen um die Vergänglichkeit alles Zeitlichen führt dazu, Bleibendes zu schaffen und in den Vordergrund zu rücken. Selbstverwirklichung ohne "beengende" Bindungen das eigentliche Ziel allen Menschseins darstelle, ist der traditionelle Heimatbegriff ausgehöhlt worden. Geschichte in Unterricht und Medien ist vorwiegend auf die Bewältigung der nationalsozialistischen Epoche und der Nachkriegsgeschichte fixiert. Zweifelsohne sind Kenntnisse über Fehlwege unserer Nationalgeschichte und deren Ursachen unverzichtbar. Aber die Auseinandersetzung mit fünfzig Jahren deutscher Geschichte darf die restlichen weit über tausend Jahre nicht verdrängen. Zum Geschichtsbewusstsein gehört ebenso das Große, das Erhabene, das Erfolgreiche, das Fortsetzungswürdige unserer Vergangenheit. Vom Freiheitsdrang der alten Germanen über Reformation und Bauernkriege, Humanismus und Befreiungskriege, Einheitsbewegung und Stufen zum Rechtsstaat gibt es jede Menge Vernachlässigtes in unserem Geschichtsbild. Vom immensen Beitrag der Deutschen zum Welterbe in Musik, Literatur, Kunst, Wissenschaft und Technik ganz zu schweigen. Wie kaum je zuvor sind deshalb heute die Mediävisten gefragt, um den modernen Menschen aufzuzeigen, wie es früher war, wie unsere Vorfahren vor 1000 Jahren dem Millennium, dem Jahrtausendwechsel, entgegengesehen und darauf reagiert haben. Vor einem Jahrtausend formierten sich in der Mitte Europas jene Länder und Völker, die heute zur neuen Einheit aufbrechen. Die Region zwischen Spree und Oder sah vor 1000 Jahren anders aus als heute. Sie war ausgesprochen dünn besiedelt, enorme Wald- und Sumpflandflächen waren vorherrschend. Hat diese Region einen erwähnenswerten Anteil an der Europäischen Geschichte? Hat ein kleines Dorf in der Mark Brandenburg eine erzählenswerte Geschichte? Eggersdorf war viele Hundert Jahre ein bedeutungsloser kleiner Weiler zwischen den Klosterstädten Altlandsberg und Strausberg. Und doch war das Dorf eingebunden in eine wechselvolle Geschichte, in der die Edelleute im Kampf um Macht und Besitz immer wieder alles verheerten, was die Bauern unter unsäglichen Mühen aufgebaut hatten, um das Überleben zu sichern. Das Sühnekreuz im alten Eggersdorf steht am Zaun eines der ältesten Häuser des Dorfes, umwachsen von Efeu dämmert es durch die Zeiten. Man erzählt sich eine wilde Geschichte . |