Hat das Mittelalter in Eggersdorf stattgefunden ?Das Mittelalter wird datiert in den Zeitraum zwischen dem vierten und dem vierzehnten Jahrhundert. Die Geister streiten sich natürlich darüber. Sicherlich markiert der politische und territoriale Zerfall des Römischen Reiches den Beginn des Mittelalters. Der Zerfall wurde wesentlich durch die Völkerwanderung beeinflußt: Die Hunnen kamen, und nun schlugen alle aufeinander ein: Germanen, Vandalen, Langobarden und alle zusammen auf die Römer. Einen ersten Höhepunkt der neuen politischen Ordnung setze Karl der Große, der sich Weihnachten 800 zum Kaiser des Frankenreiches krönen ließ. Karl hatte schon ein ziemlich großes Europäisches Reich "geeint" - durch unendliche Kriege. Die Ausdehnung dieses Reiches und damit verbunden des christlichen Glaubens kostete vielen Sachsen (Niedersachsen / Widukind) das Leben. Dennoch war es zweihundert Jahre später der Sachse Otto, der das erste große "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" ausrief, jenes, welches erst 1806 durch ein Bündnis deutscher Reginalfürsten (Rheinbund) mit Napoleon aufgelöst wurde. Schließlich kamen noch die Staufer, und erst in dieser Zeit wurde unser vormals von den Liutizen bewohntes Gebiet in das Reich einbezogen. Das Ende des Mittelalters, der Beginn der Renaissance, wird unterschiedlich definiert: die Entdeckung Amerikas 1492, die Reformation 1521 oder die Erfindung des Buchdrucks. Aber war nicht auch jener brutale 30jährige Krieg 1618 - 1648 noch zutieftst mittelalterlich geprägt, ja der Versuch, dieses zur retten und jeden Aufschwung zu verhindern? Der Übergang zur Neuzeit verlief in den verschiedenen Regionen so unterschiedlich, daß man sich auf keinen Fixpunkt wird einigen können. Und einige Relikte überdauerten gerade in unserem Gebiet lange den Wandel der Zeiten. Hat also das Mittelalter in Eggersdorf stattgefunden? Die erste urkundliche Erwähnung Eggersdorfs 1333 fällt in das Spätmittelalter. Das Dorf wird Johann Trebus übereignet, und es ist anzunehmen, daß es schon einen gewissen Wert und damit auch eine gewisse Größe hat, sonst wäre es ein relativ mickriges Geschäft gewesen. Die Besiedlungsgeschichte Deutschlands zeigt, daß zwischen 800 und 1200 alle offenen Weiler mit Dörfern besiedelt wurden. Aber es wurde eng, denn die Bevölkerung wuchs ständig. Die Realteilung der Erbhöfe, also die paritätische Aufteilung des Grundbesitzes auf alle männlichen Erben machte die Höfe klein und unrentabel. Die ehemals freien Germanen, die die ungerechte Vererbung auf den Erstgeborenen noch nicht kannten, gerieten dadurch in so große wirtschaftliche Zwänge, daß sie nach und nach in die Abhängigkeit von Lehensherren gerieten und unfrei wurden. Hoffnung brachten Rodungsprojekte in den ostelbischen Gebieten, und so mancher Unfreie, gelockt mit Freiheitsprivilegien, zog zur mühsamen Aufbauarbeit in den Osten. Um diese Abwanderung zu bremsen, reduzierten auch die Grundherren im Westen Abgaben und Dienste, so daß es so aussah, als würde es den deutschen Bauern zunehmend besser gehen. Aber da die Herren ihre Kriege nicht lassen konnten, brauchten sie immer wieder Geld für ihre teuren Rüstungen und vor allen Dingen Kriegsknechte. Beides holten sie sich von den Bauern. Durch die hohen Abgaben, das Fehlen der Männer bei der Bewirtschaftung und auch durch verheerende Mißernten stiegen die Ernährungspreise wieder ins Unerschwingliche. Und da ein Unfreier, ein Höriger nicht zum Kriegsdienst herangezogen wurde, gaben viele Bauern ihre Freiheit auf und wurden wieder Abhängige eines Lehensherren. Dann kam die große Pest der Jahre 1347-1349, in der schätzungsweise 2/3 der Europäischen Bevölkerung umkam. Getreide wurde zum Spottpreis verkauft, die Einnahmen der Grundherren sanken dramatisch. Durch die Widerbelebung längst vergessener Vorrechte wurde die Landbevölkerung aufs neue versklavt. Während sich die Bauern im Westen dagegen massiv zur Wehr setzen und mannigfaltig Aufstände bestritten, gelang es den Junkern in den ostelbische Gebieten Brandenburg, Mecklenburg, Pommern und Schlesien eine bis in das 19. Jh reichende Agrarordnung durchzusetzen, in der es hauptsächlich grundherrenabhängiges Gesinde, untertänige Bauern, Kleinstellenbesitzer (Hufner) und Tagelöhner (Kossäten) gab. |