Die Wenden und der Liutizen- Bund

Sclavi - die Wandali-Wenden - unterschieden sich lediglich durch ihren Glauben von den benachbarten und bereits christianisierten Sachsen. Man durfte sie überfallen, ausplündern und verkaufen - nette Nachbarn!

Aber schauen wir uns die Wenden noch etwas genauer an. Das als "Wenden" bezeichnete Volk ist eine Sammelbezeichnung für verschiedene heidnische Stämme. Zwischen Elbe und Oder siedelten die Obodriten und die Redarier im heutigen Mecklenburg, die Ranen an der Ostseeküste, die Ukranen in der Uckermark. Im Brandenburger Raum lebten die Wilzen und im südlichen Bereich die heute noch als einzige existierende wendische Volksgruppe, die Sorben.

Die Wilzen im Berliner Raum waren ihrerseits wieder in kleinere Stämme unterteilt. So siedelten an der Havel die Heveller, ihr kultisches Zentrum war Brennabor, das spätere Brandenburg. An der Spree siedeln die Sprewaren, ihr mächtigster Fürst residiert in einer Burg im späteren Köpenick. In unserem Gebiet zwischen Barnim und Märkisch-Oderland siedelten die Stodoranen.

Unter allen diesen Völkerschaften, Stämmen und Stämmchen, man könnte sie Clans nennen, waren wohl die Ranen und die Redarier die wichtigsten als Hüter der heiligsten Tempelstätten. Den märkischen Wenden fiel dagegen eher die große politische Rolle des kämpferischen Widerstandes gegen die Christianisierung und gegen die Eroberung durch die neuen christlichen Reiche zu.

Auf Grund von Rivalitäten zwischen den Stämmen blieb den Wenden die Herausbildung eines dauerhaften staatlichen Gebildes verwehrt. So sehen sie sich bald von christlichen Herrschern aus dem Westen und von aufstrebenden Reichen im Osten bedrängt.

Unter dem Ansturm der christlichen Eroberer bildeten die Stämme schließlich einen Kampfbund, den man "Liutizenbund" nannte.

Fontane nennt die Liutizen "Vormauer des Slawentums" und den besten, zuverlässigsten und wichtigsten Teil der ganzen Wendengeschichte, durch ihre Streitbarkeit wie durch ihre Ausdauer bei alten Sitten und Gebräuchen die berühmtesten.

Fontane erzählt: "Brandenburg, das wir wohl nicht mit Unrecht als den wichtigsten Punkt dieses märkischen Wendenlandes ansehn, wurde neunmal erobert und wieder verloren, siebenmal durch Sturm, zweimal durch Verrat. Die Kämpfe drehten sich mehr oder weniger um seinen Besitz. Die ersten Berührungen mit der wendischen Welt, mit den Volksstämmen zwischen Elbe und Oder, fanden unter Karl dem Großen statt; sie führten zu nichts Erheblichem."

Karl der Große schmiedete sein Frankenreich in unendlichen Kriegen. Zunächst waren es die Sachsen, die unter Ihrem Fürsten Widukind tapfer gegen die Übermacht kämpften. Nach einem (nicht bewiesenen) Massaker bei Verden an der Aller, wo Karl 4000 sächsische Edle köpfen ließ, verlor Widukind den Glauben an seine Götter und ließ sich zum Schutze seines Volkes zum Christen taufen. Karl zog 780 mit einem großem Heer bis zur Elbe und verhandelte mit den heidnischen Wenden. Er gründete zum Schutz gegen die "Wenden" die Marken als Vorposten des Gausystems des Reiches zur kriegerischen Unterwerfung und Bekehrung. Militärische Burgen entstanden, Markgrafen wurden eingesetzt, Stämme wurden tributpflichtig. Die erste Mark (Salzwedel, Tangermünde) heißt heute noch Altmark. Einen ersten Vorstoß bis Brennaburg unternahm Karl bereits 789, ohne jedoch die Wenden zum christlichen Glauben zwingen zu könne.